· 

Gedankenspiele #8 - Wirbelnd zwischen losen Fäden

 

Die Fäden in meinem Kopf halten nicht lange genug still, um entscheiden zu können, wo ich anfangen soll.

 

 

Manche müssten eigentlich für mich gerade einen Abschluss finden, sich an neue Fäden anbinden, die nicht mehr in meiner Verantwortung liegen. Die Abschiedsfeste sind gefeiert, aber die Fäden haben noch keine klare neue Verbindung. Die anderen Fäden stehen durch Corona nicht zur Verfügung oder erst seit kurzem wieder oder gar nicht mehr. Und so sind die Abschiede schon traurig, aber nicht definitiv. Denn vielleicht wehen die losen Enden auch in den nächsten Tagen und Wochen wieder zu mir. Die Abschiedsrituale sind noch so sinnlos und doch schon zelebriert. Abschluss in meinem Kopf kann es so nicht finden.

 

 

Und während diese losen Fäden noch nach neuen Anbindungen suchen, folgen schon neue Fäden. Sie sind anderer Leutes Abschlussfäden, die nun bei mir Anschluss suchen. Und es ist so anstrengend für mich, jene Menschen verabschieden zu müssen, ins noch etwas Ungewisse, die ich nun ein Jahr begleitet habe und schon wieder neue Menschen zu treffen, die aber noch genauso wenig richtig da sind, wie die anderen weg sind. Es ist eine seltsame Zwischenebene. Nicht hier nicht dort. Ein Auf und Ab. Geht es weiter? Wie? Mit wem? Diese Fragen stehen an beiden Seiten. Für mich und für andere. Und zwischendrin das Chaos. Die Unwissenheit. Die Unsicherheit. Was nun? Und wie? War das richtig? War das okay? Wird es klappen? Begleitet von Abschiedsschmerz und Vorfreude.

 

 

Viele bunte Fäden. Und ich wirbelnd mitten drin. Wo ist oben, wo unten?

 

 

Vielleicht sollte ich einfach in Mitten der bunten Fäden tanzen. Das Bild, dass sich mir gerade auftut, wirkt wunderschön. Und machen werde ich es auch! Eine weitere Ausbildung steht an. Tanztherapie.

 

Dann gibt es viele Fäden, die eher wie junge Pflänzchen aus dem Boden wachsen. Die in der intensiven Zeit der CAT-Seminare (Civil Action and Transformation) durch meine Visionen entstanden sind. Die sich ihre Wege aus dem Boden bahnen, sanft und zart. Die sich schon verzweigen und vernetzen. Aber die in großer Gefahr sind durch den Wirbel des Wiedereinstiegs in das so genannte „Normale“ ausgerissen und hinweggeweht oder zertrampelt zu werden.

 

 

Und über allem die Frage: Geht es wohl gerade allen so? Erst der abrupte Halt. Festsitzend. Themen, die sich öffnen. Kreativität die sich ausbreitet. Chancen und Ideen, die entstehen. So viele Möglichkeiten in der Unmöglichkeit. Output. So viel Zeit für Output. Entlastend, befreiend. Selbstbestimmt. Gesund.

 

 

Und dann geht’s auf einmal wieder los. Zack. Wieder raus. Hierhin, dorthin. Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Aber außer uns arbeitet gefühlt noch niemand. Jedenfalls niemand, den ich gerade bräuchte. So viel Kontakt. Zu so vielen Menschen, dass ich Bedenken habe, die mir Liebsten zu treffen. Und all die Wege, die Gespräche die ich vorher auch immer hatte, sind so viel anstrengender als zuvor. So sehr, dass ich eine Woche lang nach der Arbeit sofort einschlafe. Völlig erschöpft und überladen. Input. Belastend und zeitintensiv. Fremdbestimmt und ungesund.

 

 

Ich kämpfe darum, weiter an den kleinen Pflänzchen zu arbeiten. Sie zu pflegen und nicht zu vergessen. Aber im Gärtnern war ich noch nie sehr gut…

 

„Boa… mach mal ein freundliches Gesicht! Ich kenn dich anders!“ Sagt gerade ein ehemaliger Stammgast. Denn ich sitze im Biergarten meines ehemaligen Arbeitsplatzes. Und mit diesem Satz rüttelt er mich an der richtigen Stelle wach und raus aus meinem Wirbel. Den Schmetterlingen in meinem Bauch will ich folgen. Das habe ich mir zu Beginn des Jahres bereits vorgenommen und nochmal gezielter während des Lockdowns. Und diese zarten kleinen Pflänzchen sind mit Schmetterlingsgefühlen entstanden. Und Schmetterlinge brauchen Vielfalt. Viele unterschiedliche bunte Blüten. Blüten, keine Fäden! Ich werde also mein Gärtnern verbessern müssen! Ich will diese Pflanzen wachsen und gedeihen sehen! „Schon viel besser!“, sagt er, als er gerade wieder heraustritt in den Garten.

 

 

Bitte entschuldigt, wenn es dieses Mal eine so sehr kryptische Ausgabe ist.

 

Chaotische Zeiten kreieren chaotische Zeilen.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0